Autoren Interview

“Literarisch hat mich immer das Unterwegs-sein und das Heranwachsen fasziniert”

Letztes Jahr hat der promovierte Historiker, Schriftsteller und Dozent Alexander Emmerich den Zauberberg-Verlag gegründet, in dem er auch seinen Debütroman “Fernsehen gernsehen” veröffentlichte. Dazu habe ich ihm ein paar Fragen stellen dürfen.

Hallo Herr Emmerich, würden Sie mir ein wenig von sich erzählen? Was haben Sie gemacht, bevor Sie mit dem Schreiben von Romanen angefangen haben?

Also: Im Grunde habe ich immer schon geschrieben. Für Schülerzeitungen, später als Journalist, dann als Texter und schließlich als Sachbuchautor. Ich habe mich also langsam auf die Belletristik zubewegt!

Ich habe Ihren Roman „Fernsehen Gernsehen“ gelesen und wurde dabei auch des  Öfteren an Fernsehabende in meiner Kindheit erinnert. Inwiefern ist das Buch autobiographisch?

Auf meine Person bezogen ist es nur sehr wenig autobiographisch. Es steckt natürlich sehr viel von mir drin. Aber das ist ja immer so, wenn ein Autor eine Welt erschafft. Was ich aber durchaus als Ziel hatte, war einen Art Autobiographie meiner Generation zu verfassen, also derjenigen Personen, die gerne „in den Medien arbeiten wollten”. Ich habe mich also an viele Episoden aus der Vergangenheit erinnert, an alte Bekannte, die Schulzeit, die 80er… Und dann habe ich versucht, diese Welt in Worte zu packen.

Wer ist der persönliche TV-Held Ihrer Kindheit? Lassen Sie mich raten: Captain Future?

Fernsehen_gernsehenNein, auch das ist leider falsch! Mein persönlicher TV-Held entstammt eigentlich einem Buch. Allerdings habe ich die TV-Serie damals zuerst gesehen und erst danach das Buch gelesen: Tom Sawyer. Captain Future übte lediglich die „Faszination Weltall“ auf mich aus, wie es viele Serien und Filme der frühen 80er taten. Allen voran die alten Krieg der Sterne-Filme, Kampfstern Galaktika usw. Das Weltall war angesagt in dieser Zeit.

Im vergangenen Jahr sind Sie unter die Verleger gegangen. Autor, Dozent, Verleger – lässt sich das alles unter einen Hut bringen?

Nun ja, man hat ja leider nur 24 Stunden pro Tag zur Verfügung. Aber zum Glück unterrichte ich als Lehrbeauftragter „Storytelling“ und „Geschichte und Medien“, so dass es überall Schnittmengen gibt. Letztendlich würde ich mich als jemand bezeichnen, der „in den Medien arbeitet“.

Hat der Zauberberg Verlag einen Schwerpunkt?

Ich bin im Grunde ein großer Freund von Geschichten, die unterhaltsam sind und dennoch eine Tiefe besitzen. Häufig tun wir Deutsche uns da schwer. Beim deutschen Film lässt sich bspw. über die letzten Jahrzehnte beobachten, dass entweder „Schenkelklopfer“, „Oberflächliches” oder steife, tiefgründige Sachen produziert werden. Einen Mittelweg zu finden, gelingt nur wenigen. Im Angelsächsischen ist das etwas anders – zumindest empfinde ich dies so.

Deswegen möchten wir den Coming-of-Age-Roman wiederbeleben. Ihn gibt es zwar auch im Deutschen – in meinem Studium hieß er Adoleszenzroman oder zumindest Bildungsroman – wir hätten da aber gerne eine leicht andere Tonalität. Und neben „Fernsehen gernsehen“ ist der Roman „Die letzte Nacht des Matze Blitz“ von Aleks Wiercinski über einen eingewanderten polnischen Jugendlichen geradezu ein Paradebeispiel dieses Genres.

Beim Thema Entwicklungsroman muss ich immer an Hermann Hesse denken, den ich persönlich sehr schätze. Wer ist eigentlich Ihr Lieblingsautor? 

Ich schätze Hesse auch sehr, vor allem mag ich „Der Steppenwolf“ und „Narziß und Goldmund“. Von den deutschsprachigen Autoren hat es mir vor allem Heinrich von Kleist angetan, der mich von der Schule über das Studium bis hin zum Examen begleitet hat. Darüber hinaus würde ich vor allem Nick Hornby als Vorbild bezeichnen. Er hat mir übrigens zum Erscheinen von „Fernsehen gernsehen“ persönlich gratuliert. John Steinbeck und Jack Kerouac wären noch zu nennen.

An diesen Vorbildern können Sie erkennen, dass mich das „Unterwegs-sein“ und das Heranwachsen literarisch fasziniert. Vielleicht mag ich deshalb auch „Die italienische Reise“ von Goethe so sehr, auch wenn sie lediglich auf Tagebucheinträgen basiert.

Wie geht es weiter – haben Sie schon einen neuen Roman in Planung?

Ich habe leider so viele Geschichten im Kopf, dass ich gar nicht weiß, wann und wie ich sie schreiben kann…

Vielen Dank für das Interview!

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