Stefan Mesch ist Literaturkritiker (ZEIT und Tagesspiegel) und hat sich 15 Fragen für Buchblogger überlegt. Da mache ich doch gerne mit!
01 Das Lieblingsbuch meiner Mutter: Oha, das ist eine gute Frage! Ob es da jetzt ein wirkliches Lieblingsbuch gibt, weiß ich ehrlich gesagt nicht. Aber ich weiß, dass vor allem historische Romane es ihr angetan haben. Spontan fällt mir da “Die Päpstin” oder “Die Wanderhure” ein.
02 Das Lieblingsbuch meines Vaters: Hm, naja.
03 Ich führe einen typischen Buchblog, weil… ich schon seitdem ich lesen kann, Bücher liebe. Dabei weiß ich jetzt nicht einmal, ob ich denn einen typischen Buchblog führe oder was ein typischer Buchblog ist. Vielleicht ist er ja gar nicht so typisch, da es bei mir nicht immer um konkrete Bücher, sondern auch schon mal um die Autoren als Person geht.
04 Ich bin anders als die Blogs, die ich gern lese, weil… ich sonst keinen eigenen Blog führen müsste.
05 Am Bloggen überrascht mich / beim Bloggen habe ich gelernt, dass… man auch virtuell großartige Möglichkeiten findet, sich mit anderen auszutauschen und über Literatur zu diskutieren.
06 Helfen Amazon-Rezensionen? Wobei? Wie? Da bin ich etwas kritisch. Sie helfen gewiss, so wie Empfehlungen Menschen immer bei Entscheidungen helfen. Ich lese sie eher weniger, da ich mir nicht immer sicher bin, ob da nun eine ehrliche Meinung oder PR steht.
07 Hilft Literaturkritik in Zeitungen und Magazinen? Wobei? Wie? Unbedingt. Literaturkritik hat ja nicht einfach den Zweck, dass der Kritiker darüber schreibt, wie er ein Buch gefunden hat, ob es ihm gefällt oder nicht. Vielmehr ordnet die Kritik ein Werk in den gesellschaftlichen bzw. historischen Kontext ein, regt Diskussionen an und gibt Anregungen, das Drumherum zu verstehen.
08 Helfen Blogs? Wobei? Wie? Wem? Natürlich muss ich auf diese Frage mit “Ja!” antworten. Sonst wäre es sinnvoller, wenn ich meine Texte in ein Notizbuch schreibe und für mich behalte. Blogs eröffnen schonmal einen anderen, vielleicht auch ungewohnten, Zugang zu literarischen Werken. Und sie sind natürlich freier in der Art wie sie mit Literatur umgehen. Auch ist die Perspektive häufig eine andere als die der Literaturkritik. In vielen Buchblogs schreiben Leser über ihre persönlichen Erfahrungen mit Literatur. Das ist weniger wissenschaftlich und durchaus schonmal erfrischend. Das kann anderen Lesern dabei helfen, einen anderen Blickwinkel auf ein Buch zu bekommen. Und natürlich können sich Buchfreunde hier Tipps holen.
09 Wahr oder falsch: “Ich blogge vor allem, weil ich mich über Bücher austauschen will und im persönlichen Umfeld nicht genug Menschen habe, mit denen ich das könnte.” Teilweise stimmt das. Vor allem aber ist es über den Blog möglich, mehr Menschen mit vielleicht ganz anderer Meinung zu einem Buch zu erreichen. Das finde ich noch spannender als mit im großen und ganzen Gleichgesinnten über Literatur zu sprechen.
10 Mein persönlicher Geschmack und meine Prinzipien beim Lesen und Bewerten: Puh, ich versuche nicht so hart mit Büchern umzugehen, die mir nicht besonders gefallen haben. Da muss ich schon wirklich enttäuscht werden. Ich sehe das aber auch nicht als meine Aufgabe an, Bücher zu verreissen. Vielmehr will ich Empfehlungen geben und über Literatur, die mich begeistert, sprechen. Und natürlich erfahren, was andere davon halten. Das heißt im Endeffekt, dass ich nur lese und bewerte, was ich für interessant halte.
11 Wer liest mich? Habe ich eine Zielgruppe? Gute Frage. Es werden immer mehr. Wenn ich meine Wunschzielgruppe angeben sollte, dann würde ich sagen, dass ich jeden Literaturinteressierten erreichen möchte und nicht nur den Germanistikstudenten, den Feuilleton-Leser oder den Buchhändler.
12 Habe ich Vorbilder? Klar habe ich die. Aber nicht im Zusammenhang mit meinem Blog. Der ist damals relativ spontan entstanden und ohne dass ich mir vorher zig andere Literaturblogs angeschaut habe. Wobei das nicht heißt, dass es nicht viele Buchblogs gibt, die ich toll finde.
13 Welche Ratschläge würde ich meinem früheren Lese-Ich geben? Kann man lernen, Bücher besser auszusuchen, zu entdecken und zu genießen? Wie? Hör nicht auf deinen Lehrer. Bücher sind das, was sie in dir auslösen.
14 “Verlage brauchen mich für PR. Sie brauchen mich mehr, als ich sie brauche” …oder “Toll! Autoren und Presseabteilungen suchen Kontakt und bieten mir Bücher an. Was für ein Glück!” Was überwiegt? Ich arbeite natürlich gerne mit Verlagen zusammen und komme dadurch in den Genuss, Bücher schonmal früher als andere zu lesen. Aber ich lese dennoch nicht alles, was mir angeboten wird. Da selektiere ich schon selbst.
15 Was soll sich tun in meinem Blog und in meinem Leser-/Schreiber-Leben in den nächsten fünf Jahren: Im Grunde kann es so weiter gehen. Natürlich freue ich mich über mehr Austausch, mehr Leser und mehr Kommentare. Ansonsten möchte ich gerne mehr über Literatur schreiben, auch unabhängig vom Blog. Zwar verdiene ich mit dem Schreiben bereits mein Einkommen, der Anteil den die Literaturkritik daran hat, könnte aber größer sein. Herzblut und so.