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Ein großes Kaffeehaus

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Warum machen sie das nur? Da muss Webspace gekauft werden, eine Seite eingerichtet und gepflegt – und dann verbringen sie Stunden über Stunden damit, vor dem Rechner zu sitzen und Bücher, die sie gelesen haben, zu besprechen, zu empfehlen. Und das alles vollkommen ohne Bezahlung. Die Rede ist von Literaturbloggern. Vom Kaffeehaussitzer über das Buchrevier bis zum Bücherwurmloch – es gibt in Deutschland eine vielfältige Szene von Literaturbloggern.

Fehlende Professionalität und Glitzer?

Wohl kaum irgendwo wird sich die Frage nach der Berechtigung von Buchbloggern häufiger gestellt als im deutschen Feuilleton. Von der Zeit über die Welt bis hin zur FAZ – fast sämtliche große Zeitungen haben bereits Artikel zu dem Phänomen der lesenden Blogger gebracht. Meist fällt das Urteil schlecht aus. Literaturblogger werden belächelt, ihnen wird das Urteilsvermögen abgesprochen, wenn es um hohe Literatur geht. Und überhaupt, wofür sollen Blogs überhaupt gut sein, wenn wir doch professionelle Feuilletonisten haben, die sich auskennen mit dem, über das sie schreiben. Aber die Literaturbloggerszene besteht keineswegs nur aus rosa-glitzernden Einhornblogs, auf denen lediglich Fantasyromane, Schnulzen oder Chicklit besprochen werden. Es gibt durchaus Blogger, die sich mit anspruchsvoller Literatur beschäftigen. Es gibt über 1.000 deutschsprachige Buchblogs, da kann man nicht alle über einen Kamm scheren.

Gut vernetzt und diskussionsfreudig

Vielleicht sollten Kritiker Literaturblogs nicht einzeln betrachten. Blogger sind überaus gut vernetzt. Neben regelmäßigen Treffen auf den Buchmessen in Leipzig und Frankfurt, wird auch online viel diskutiert. Die Literaturblogger-Szene ist im Grunde genommen ein großes virtuelles Kaffeehaus oder wie die Journalistin Sieglinde Geisel, die vor Kurzem das Literaturmagazin tell ins Leben rief, es nennt, ein Salon im Internet. Bei tell schreiben nicht nur Kulturjournalisten und Literaturkritiker, sondern eben auch Blogger. Vielleicht das Beste aus zwei Welten. Eben das sind Blogs und Feuilleton nämlich – zwei Welten. Wir sollten Buchblogs nicht als Konkurrenz zum klassischen Feuilleton sehen, sondern als Ort, an dem Menschen, die sich für Literatur interessieren, zusammenkommen, um über Gelesenes zu sprechen und zu diskutieren. Dazu gehört auch, zu akzeptieren, dass ein Teil unserer Kommunikation sich ins Internet und somit in die Öffentlichkeit verlagert hat und nun dort diskutiert wird, ob es jetzt um Mode, Kettensägen oder Literatur geht.

  1. Pingback: #netzrundschau 07/2016 | SchöneSeiten

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