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Blogbuster – Zwischenstand mit Kopfschuss

Zwischenstand mit Kopfschuss

 

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Seit dem Startschuss zum Blogbuster-Projekt auf der diesjährigen Frankfurter Buchmesse ist nun ein ganzer Monat vergangen. Gut 60 Manuskripte (oder mittlerweile sogar mehr) sind bereits eingereicht worden – sprich die 15 teilnehmenden Blogger haben ordentlich zu tun. Von den vier Leseproben, die mich erreichten, konnte bislang immerhin eine dazu bewegen, weiterlesen zu wollen. 

 

“Gründe an leere Häuser zu klopfen” – so lautet der Arbeitstitel des Romans, den mir Denis Pfabe anvertraute. Wenn ich richtig informiert bin, gehört Denis in diesem Jahr zu den zehn Stipendiaten des Literarischen Colloquiums Berlin, die im Rahmen der Autorenwerkstatt an ihren Texten feilen. Bereits in den sechziger Jahren trafen sich im LCB junge Autoren, Peter Bichsel zum Beispiel, um mit Mentoren wie Günter Grass oder Peter Weiss an ihren Texten zu arbeiten.

Warum aber jetzt Kopfschuss? Ich habe Denis gefragt, wie er auf meinen Blog gekommen ist bzw. warum er mich für sein Manuskript ausgewählt hat. Unter anderem war wohl meine Besprechung des Romans “Selbstmord” von Édouard Levé ausschlaggebend. Das Buch ist der Monolog eines Mannes, der sich an seinen Freund wendet, welcher sich mit einem Schuss in den Kopf das Leben nahm. Das Dramatische an dem Buch ist die Tatsache, dass Levé sich selbst umbrachte, nachdem der Roman beim Verlag in trockenen Tüchern war. Und auch in der Geschichte von Denis Pfaber erschießt sich jemand. Das aber ist die einzige Parallele zu Levés Buch. In “Gründe an leere Häuser zu klopfen” geht es um einen gewissen Adrian Ballon – einen berühmter Konzeptkünstler, der sich am Ende einer Werkstoffreise durch die USA in seinem Auto erschießt. Die junge Textilkünstlerin Jean begleitete ihn auf dieser Reise als Assistentin und findet ihn tot auf. Sie nimmt sein Notizbuch an sich und kehrt zurück nach Deutschland. Seitdem kann sie kein Werk mehr beenden.

“Stand also auf. Suchte seine Notizen durch. Ging umher, durch die Räume ohne Licht zu machen. Stellte mich in den Türrahmen, Gesicht ganz nah am Holz; spähte entlang der Achse quer durch die Wohnung. Das Notizbuch in der Hand. Draußen trat eines der Pferde gegen die Boxenwand, wie ein wütender Schlafwandler. Las seine Notiz erneut. Und erneut. Fand keinen Schlaf mehr.”

Nach 20 Jahren stirbt Adrian Ballons Galerist und die Erinnerungen drängen sich Jean wieder auf. Sie geht die Notizen des Künstlers erneut durch und beginnt langsam zu entschlüsseln, dass die texanische Kleinstadt Paradies, in der Ballon sich das Leben nahm, eine ausschlaggebende Rolle in dessen Gesamtwerk spielt.

Der Text erinnert vom Stil her an Tagebucheinträge, stellenweise wirkt er telegrammartig. Kurze, prägnante Sätze formen die Geschichte. Zunächst erschien mir eben diese Art zu schreiben als abgehackt, anstrengend zu lesen und vielleicht etwas aufgesetzt. Aber je weiter ich gelesen habe, desto mehr gefiel mir der Text, der sich mehr und mehr entfaltet. Und auch die Sätze werden länger.

“Auf dem Motelparkplatz angekommen, setzte die vertraute Stille ein, in die das leise Tickern des Motors hineinspielte, an das ich mich die letzten Wochen gewöhnt hatte, während wir die Häuser angestarrt hatten aus denen er vielleicht ein Stück herausschneiden und zu unbezahlbar teurer Kunst machen würde. Wir saßen stumm und schauten auf die blaue Lichtschrift. Hoch oben auf dem Dach, über den offenen Balustraden, die vor den Zimmern verliefen, standen die Neonbuchstaben gegen den Nachthimmel.”

Noch bin ich nicht ganz durch mit dem Manuskript, aber es ist definitiv mein momentaner Favorit. Allerdings bin ich auch gespannt, was bis zum 31. Dezember noch kommt, denn bis dann können noch Manuskripte für den Blogbuster-Preis eingereicht werden – und zwar hier.

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