Carlos Ruiz Zafón ist Barceloneser. Dort in seiner Geburtsstadt spielen auch die Romane der (geplanten) Tetralogie, die um den Friedhof der verlorenen Bücher spielt. Der erste Teil der Reihe ist der 2003 in deutscher Übersetzung erschienene Roman „Der Schatten des Windes“, mit dem Zafón einen Weltbestseller landete, der in über 30 Sprachen übersetzt wurde. Darauf folgte “Das Spiel des Engels” und zuletzt “Der Gefangene des Himmels”. Der Roman ist wie eine Mischung aus historischen Roman, Abenteuerroman und Krimi. Der Leser begegnet wieder dem “Friedhof der vergessenen Bücher” und einer Reihe alter Bekannter, wie dem Buchhändler Sempere und dessen Sohn Daniel, den Mitarbeiter der Buchhandlung Fermín, dem Schriftsteller David Martín, welcher bereits im “Spiel des Engels” die Hauptfigur darstellte.
Die Handlung spielt auf wechselnden Zeitebenen und beginnt in der Vorweihnachtszeit des Jahres 1957. Das Weihnachtsgeschäft der Buchhandlung Sempere & Söhne scheint auszubleiben, der Umsatz ist mau. Bis eines Tages ein merkwürdiger Kunde das teuerste Buch, das Vater und Sohn im Angebot haben, kauft – Dumas’ “Graf von Monte Christo”.
Jedoch will dieser Kunde das Buch gar nicht für sich behalten, sondern lässt es bei Daniel, der es seinem Angestellten Fermin geben soll. Daniel will herausfinden, wer diese zwielichtige Gestalt ist, während sich Fermin einem ganz anderen Problem gegenüber sieht. Er plant seine Hochzeit, kann jedoch nicht offiziell standesamtlich heiraten, da er im Jahre 1940 für tot erklärt worden ist. Die Geschichte, die Fermin mit dem geheimnisvollen Käufer verbindet, führt zurück in die Zeit des Spanischen Bürgerkrieges bzw. unmittelbar danach.
Carlos Ruiz Zafón meinte kürzlich in einem Radiointerview: „Ich denke, dass es für jedes Land schwer ist, eine Tragödie vom Ausmaß des Spanischen Bürgerkrieges zu bewältigen. Ich glaube, das ist für deutsche Leser leicht zu verstehen. In Spanien blieben viele offene Wunden der Vergangenheit, weil es nach dem Bürgerkrieg keinen Frieden gab, sondern eine Diktatur, die viele Jahre dauerte.“
Obwohl “Der Gefangene des Himmels” Teil einer vierbändigen Reihe ist, ist Zafón ein Roman gelungen, der auch unabhängig von den anderen Teilen gelesen werden kann. Die Handlungen bauen alle aufeinander auf und sind eng miteinander verbunden. Trotzdem weisen die Romane keine chronologische Struktur. Zafón gelingt es wieder einmal, Gegenwart und Vergangenheit miteinander zu verknüpfen. Er baut Spannungen auf, die den Leser mitreißen und ihn auf 400 Seiten konstant zum Weiterlesen bewegen.
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