Lissabon, Juli 1938. Portugal wird regiert vom faschistischen Salazar-Regime, im Nachbarland kämpfen die Faschisten angeführt von Franco und unterstützt von Hitler und Mussolini gegen die Republikaner.
Von Beginn an zieht sich der kurze Satz “Erklärt Pereira” durch das Buch. Pereira ist Journalist. Er arbeitet für die kleine Zeitung “Lisboa”, ist für die Kulturseite zuständig. Er lebt neben den Geschehnissen her sozusagen. Kultur, das ist nicht Politik. Und so bezieht er keinerlei Stellung zu dem, was sich in Europa und vor allen Dingen in Spanien abspielt.
Nachdem Pereira in einem Zeitschriftenartikel auf den Autor Francesco Monteiro Rossi aufmerksam wird, nimmt er Kontakt zu diesem auf und biete um an, für seine Zeitung Nachrufe auf Leute, die noch leben, zu schreiben. Das ist praktisch, denn so hat man im Falle ihres Todes direkt einen Text zur Hand. Doch Rossi schlägt den spanischen Dichter Federico García Lorca vor. Lorca war 1936 von Franco-Anhängern erschossen worden. Natürlich wagt Pereira es nicht, diesen Nachruf auf seiner Kulturseite zu drucken. Und so veröffentlicht er keinen der Nachrufe, die Rossi schreibt, und bezahlt ihn dennoch.
Nach einem Erholungsaufenthalt in einem Thermalbad, findet Pereira einen Brief von Rossi in seiner Redaktion. Er trifft sich mit ihm und wird gebeten, einem Cousin Rossis eine Bleibe zu beschaffen. Er hilft und flüchtet.
“Erklärt Pereira”, das ist ein Buch, das nicht einfach die Geschehnisse der späten Dreissiger Jahre erzählt. Es ist ein Buch über Zivilcourage und hält den meisten von uns einen Spiegel vor. Denn es ist einfacher, bequemer nicht über den Tellerrand zu schauen, nicht in den Widerstand zu gehen, nicht Stellung zu beziehen. Ein großartiges Buch.
Antonio Tabbucchi: Erklärt Pereira
Übersetzt von Karin Fleischanderl
224 Seiten
ISBN 978-3-423-12424-9
dtv
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