Kabul 1975. Zwei Freunde teilen einen Traum. Sie wollen den Drachenwettbewerb der Stadt gewinnen. So sehr sie sich in ihren Träumen ähneln, so sehr unterscheiden sich die beiden aber auch. Amir ist ein zwölfjähriger Paschtune, der mit seinem wohlhabenden Vater auf einem prächtigen Anwesenden im Wazir-Akbar-Khan-Viertel der afghanischen Hauptstadt lebt. Der andere, Hassan, lebt ebenfalls zusammen mit seinem Vater Ali auf diesem Anwesen, jedoch nicht in der herrschaftlichen Villa, sondern in einem einfachen Lehmhaus. Ali und somit auch dessen Sohn sind Bedienstete bei Amirs Familie. Hassans Mutter verließ Ehemann und Sohn nur eine Woche nach dessen Geburt, um sich eine umherziehenden Gruppe von Sängern und Tänzern anzuschließen. Auch Amir wächst ohne seine Mutter auf, da diese bei seiner Geburt ums Leben kam. Er gehört zur Volksgruppe der Hazara, die vermutlich mongolischstämmig ist und im Gegensatz zur sunnitischen Mehrheit in Afghanistan der schiitischen Ausrichtung des Islam praktizieren. Schon rein äußerlich sind die Hazara gut zu erkennen und werden häufig Opfer rassistischer Übergriffe. Und so ist es auch bei Hassan. Als er durch die Stadt läuft, um seinem Freund einen Drachen zu holen, verfolgen ihn drei ältere Jungen, angeführt von Assef, und fordern den Drachen. Als Hassan diesen nicht herausgeben will, verprügeln ihn die drei und Assef vergewaltigt den Jungen. Amir wird Augenzeuge des Überfalls, schreitet jedoch nicht ein.
Von diesem Tag an geht Amir seinem Freund aus dem Weg. Er scheint den Anblick des Jungen nicht mehr zu ertragen und behauptet gar gegenüber seinem Vater, dass Hassan seine neue Uhr gestohlen habe, was dieser auch zugibt. Daraufhin verlassen Ali und Hassan die Familie. Als die Sowjetarmee in Afghanistan einmarschiert, fliehen Amir und sein Vater über Pakistan in die USA. Dort absolviert der Junge die Highschool und schreibt sich für Kreatives Schreiben am Junior College ein. Er lernt Soraya, die Tochter eines afghanischen Generals kennen, heiratet, wird Schriftsteller. 2001 erhält Amir einen Anruf aus Pakistan. Es ist der alte Freund seines Vaters, Rahim Khan, der ihn bittet zu kommen. Es gebe eine Möglichkeit, alles wieder gut zu machen.
Der Drachenläufer ist ein Buch über Freundschaft und Verrat, über Angst und Mut. Hosseini nimmt den Leser mit in ein Land, das den wenigsten bis auf in den Nachrichten auftauchenden Meldungen über Taliban und Krieg bekannt ist. Man erhält eine Ahnung davon, wie vielschichtig Afghanistan eigentlich ist, wie es gewesen sein muss, dort aufzuwachsen, und welche Gräuel die Menschen dort über die Jahre mitansehen haben müssen. Ein einfühlsames, authentisches und zutiefst bewegendes Stück Literatur.