Italien verliert wieder einen seiner Großen
Andrea Camilleri ist tot. Ja, es war zu erwarten, dass dies irgendwann so kommt. Ich meine, der – im wahrsten Sinne des Wortes – große Sizilianer, war 93 Jahre alt und erlitt am 17. Juni 2019 einen Herzstillstand. Nach diesem konnte er zwar reanimiert werden, sein Zustand verschlechterte sich aber zusehends.
Einem internationalen Publikum bekannt geworden ist Camilleri vor allem durch seine Romanfigur Commissario Montalbano, dessen Name eine Hommage an den spanischen Schriftsteller Manuel Vázquez Montalbán ist. Ich bin kein großer Freund von Kriminalromanen, aber die Montalbano-Reihe habe ich fast komplett gelesen. Die Stimmung in Camilleris Büchern hat mich von Anfang an mit genommen, mir ein Gefühl von Zuhause gegeben.
«Wenn ich könnte, würde ich meine Karriere gerne beenden, wenn auf eine Piazza sitze, wo ich Geschichten erzähle, und am Ende meiner Erzählung [sizilianisch: cunto] mit der Mütze in der Hand durch das Publikum gehe.»
Andrea Camilleri kam 1925 im sizilianischen Porto Empedocle zur Welt, knapp 50 Kilometer vom Heimatort meiner Familie väterlicherseits entfernt. Mit 17 Jahren begann er als Regisseur fürs Theater und den Rundfunk zu arbeiten. Als Erster führte er Samuel Beckett und T.S. Elliot in Italien auf. Zwanzig Jahre lang lehrte Camilleri Regie und Autorenschaft an der Nationalakademie der Dramatischen Künste Silvio D’Amico. Erst 1994 – er war damals fast 70 Jahre alt – erschien mit Die Form des Wassers der erste Teil seiner Krimi-Reihe.
«Kultur und Intelligenz sind ja Begriffe, vor denen die meisten Italiener zurückschrecken.»
Mit Andrea Camilleri verliert Italien mehr als nur einen begnadeten Schriftsteller. Es verliert eine wichtige Stimme – gerade in der heutigen Zeit, wo die rechtsradikale Lega so erfolgreich ist wie nie. Bereits in der Zeit des italienischen Faschismus wurde Camilleri zum Kommunisten und bis zuletzt stemmte er sich immer wieder gegen die Ungerechtigkeiten und die politischen Zustände in seinem Land. So wie er zu dessen Amtszeiten Silvio Berlusconi vehement widersprach, tat er es zuletzt gegenüber Matteo Salvini. Noch vor 5 Jahren wollte er für das Europäische Parlament kandidieren auf der Liste Tsipras. Bald erscheint wohl der letzte Montalbano-Roman. Camilleri hatte verfügt, ihn erst postum auflegen zu lassen.
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